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Neuer Wohnraum für Menschen und Spatzen

5. Juni 2023
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Wohnungen sind rar in Berlin: Da liegt es nahe, Dächer auszubauen und so neuen Wohnraum zu schaffen. Der DeWAG gelang das in einem denkmalgeschützten Häuserkomplex in der Winfriedstraße. Doch bei den Bauarbeiten gab es eine Überraschung: Das alte Dach erwies sich als Brutplatz einer ganzen Spatzen-Kolonie. Ein Vogelkundler verriet Lösungen für alternative Nistplätze im neuen Dach.
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Historischer Charme bleibt erhalten

In der Berliner Winfriedstraße erwarb die DeWAG 2013 ein schmuckes, unter Denkmalschutz stehendes Gebäudeensemble aus dem Jahr 1929. Jetzt entstand dort dringend benötigter zusätzlicher Wohnraum unterm Dach. Vier Familien werden die neuen jeweils rund 100 Quadratmeter großen Wohnungen beziehen. Das Dachgeschoss des alten Gebäudes wurde dafür ausgebaut. Der erste Bauabschnitt ist bereits abgeschlossen.

Erhellt werden die Wohnung durch Dachflächenfenster, die sich unauffällig in die Dachhaut integrieren. Da sie im Vergleich mit senkrecht stehenden Fenstern eine deutlich höhere Lichtausbeute bieten, reichen bereits recht kleine Flächen für eine angenehme Belichtung der Räume aus. Zum Innenhof ausgerichtete Dacheinschnitte bzw. Loggien bieten den künftigen Dachbewohner*innen die Möglichkeit, an der frischen Luft zu sitzen. Auch dabei war für die Denkmalpflege wichtig: Die Bauteile sollten beim Blick auf das Gebäude nicht oder kaum sichtbar sein. So entfalten die Häuser, die sich in eine Siedlung ähnlicher Bauten einreihen, weiterhin ihren typischen historischen Charme.

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Modernes Bauen gefährdet Gebäudebrüter

Doch wo für Menschen neuer Wohnraum entsteht, verschwinden oft Nistorte für Vögel. Denn viele von ihnen sind auf Brutplätze in Hohlräumen und Spalten angewiesen, die sie in unseren Häusern – insbesondere unter Dächern — finden. Modernes, energiesparendes Bauen macht jedoch alle Löcher und Ritzen dicht. Schließlich soll keine wertvolle Wärme nach draußen entweichen. Die Folgen sind bereits spürbar. Ein Beispiel: Die etwas Älteren unter uns erinnern sich sicherlich an Scharen von Spatzen, die zuverlässig auftauchten, sobald jemand draußen Brot oder Kuchen auspackte. Diese Zeiten sind lange vorbei. Immer seltener sind die kleinen graubraunen Vögel zu sehen. Seit 2008 stehen die einst als Plage verschrienen Gebäudebrüter deutsch-landweit auf der Vorwarnliste der gefährdeten Arten.

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Neue Nistmöglichkeiten für Spatzen

Als wir die Dachsanierung in der Winfriedstraße starteten, wurde schnell deutlich: Hier fanden Spatzen – oder Haussperlinge, wie sie offiziell heißen – ein Refugium. Was nun? Das Naturschutzgesetz ist zu Recht streng: Vögel in der Brutzeit zu stören, ist strafbar. Wer bestehende Nester entfernt oder einen Nistplatz so verbaut, dass er für die Vögel nicht mehr erreichbar ist, begeht eine Ordnungswidrigkeit. Es sei denn, er schafft Ersatz. Wir zogen daher einen Orni-thologen, einen Vogelkundler, hinzu. Er verfasste ein Gutachten und erklärte, wie wir neue Brutplätze für die Spatzen schaffen können. 22 Ersatznistmöglichkeiten sollten an der Dachkonstruktion oder im Dachbodenbereich entstehen, riet er. Schließlich sind Spatzen sogenannte Koloniebrüter. Wir entschieden uns für Bruthöhlen, die in die Dachdeckung integriert sind. Ziegel mit kleinen Einfluglöchern gewähren den Tieren Zugang zu einem Brutbereich zwischen Dachziegeln und Dämmschicht. Eine elegante Lösung, die von den Tieren erfahrungsgemäß gerne angenommen wird.

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