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So machen Sie Ihr Home Office zum Kraftort.

9. Mai 2022
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Aktuell arbeiten viele Berufstätige in Deutschland mehr oder wenig freiwillig im Home Office, ihrem Heim-Büro. Wie es gelingen kann, sich zu Hause einen guten Platz zum Arbeiten zu schaffen – selbst wenn es dafür kein eigenes Zimmer gibt, erklärt die Wiener Raumexpertin Maria Husch im Interview mit der vier Wände-Redaktion.

Raumexpertin Maria Husch gibt Gestaltungstipps

Frau Husch, was ist Ihre Erfahrung? Welche Plätze nutzen Menschen, wenn sie plötzlich von zu Hause aus arbeiten müssen oder wollen?

Maria Husch: Erstaunlicherweise denken die meisten nicht lange darüber nach und nutzen einfach, was da ist. Das ist oft der Küchen- oder der Esstisch. Andere schauen, wo es noch ein freies Eckchen gibt und stellen dort einen kleinen Schreibtisch auf. Der steht dann im zugigen Flur, ist unter eine Dachschräge gepfercht oder ins dunkle Ankleidezimmer verbannt. Da will keine rechte Arbeitsfreude aufkommen. Das merken die meisten natürlich auch. Aber sie meinen: Es geht halt nicht anders. Doch meine Erfahrung zeigt: Besser geht immer!

Was genau können Betroffene denn optimieren?

Maria Husch: Wichtig ist zu schauen, dass ich in einer „Erfolgsposition“ sitze. Das ist eine sichere Position mit einer schützenden Wand im Rücken und der Tür im Blick. Denn obwohl wir wissen, dass uns in unserer Wohnung kein wildes Tier angreifen wird: Diese Furcht steckt noch in unseren Genen. Wenn wir uns sicher fühlen, können wir uns daher besser auf unsere Aufgaben konzentrieren. Viele stellen ihren Schreibtisch auch direkt an die Wand oder vor ein Fenster. Davon rate ich ab. Die Wand wirkt psychologisch wie ein „Brett vor dem Kopf“. Das hemmt die Kreativität. Der Blick aus dem Fenster wiederum lenkt zu sehr ab.

Was raten Sie Menschen, die sagen, dass die angeratene Erfolgsposition in ihrem Zimmer nicht funktioniert?

Maria Husch: Zum einen rate ich dazu, mit kleinen Schritten anzufangen. Es müssen ja nicht gleich 100 Prozent sein. Es hilft manchmal zum Beispiel schon, den Tisch etwas von der Wand abzurücken und ein Bild aufzuhängen, das einen weiten Blick in die Ferne erlaubt. Oft bieten sich Alternativen in der Wohnung: Am Esstisch arbeitet es sich zum Beispiel vielfach besser als an einem ungünstig platzierten Schreibtisch. Der Esstisch steht nämlich meist in einem großen, hellen Raum. Und es ist in der Regel gut möglich, daran eine Erfolgsposition einzunehmen.

Home Office

Der Esstisch ist oft mit privaten Dingen belegt. Ist das wirklich ein gutes Arbeitsumfeld?

Maria Husch: Da sprechen Sie ein wichtiges Thema an. Wenn der Esstisch mein Arbeitsbereich ist, muss ich ihn mir jeden Tag wieder herrichten. Private Gegenstände wie Kinderspielzeug, Geschirr und Wäsche sollten verschwinden. Stattdessen rolle ich meinen Arbeitscontainer heran und lege meinen Laptop auf den Tisch. Gut ist es auch, wenn mein Arbeitsgebiet in meinem Home Office sichtbar ist. Ich könnte zum Beispiel Gegenstände auf den Tisch legen, die für mein Unternehmen und meine Kunden stehen oder ein Unternehmens-Plakat aufstellen. Manche, die am Esstisch arbeiten, empfinden diese Vorbereitungen als stressig und lästig. Doch sie unterstützen dabei, aus der Haut der Privatperson in die berufliche Rolle zu schlüpfen. Normalerweise übernimmt der Weg zur Arbeit und der Kontakt mit anderen Berufstätigen diese Aufgabe. Doch beides entfällt im Heimbüro. Das „Büro-Aufbau-Ritual“ kann daher für den Rollenwechsel gute Dienste leisten.

Gibt es weitere Faktoren, die Menschen im Home Office erfolgreicher machen können?

Maria Husch: Ja. Denn alle Dinge, mit denen wir uns umgeben, bringen eine gewisse Energie mit. Schreibe ich mit Stiften aus der Schulzeit? Nutze ich ein altes Lineal von damals? Diese Dinge katapultieren mich, wenn ich sie ansehe, in die Rolle eines Schulkinds zurück. Das ist kontraproduktiv. Stattdessen sollte ich mich mit Dingen umgeben, die ich als schön und wertvoll empfinde. So bringe ich mir und meiner Arbeit Wertschätzung entgegen. Ein hochwertiger Kugelschreiber, ein eleganter Kaffeebecher… So etwas macht einen großen Unterschied. Auch frische Blumen auf dem Schreibtisch heben die Stimmung und sind daher ein Erfolgsfaktor. Ordnung gehört ebenfalls dazu. Erfahrungsgemäß ist sie für viele Menschen eine große Herausforderung. Ich biete daher Ordnungs-Trainings an, in denen wir in der Gruppe lernen und üben, wie es einfach und ohne großen Kraftaufwand gelingt, Ordnung zu halten.

Gibt es Farben, die sich für die Gestaltung des Home Office besonders eignen?

Maria Husch: Ja, Farben haben nämlich eine starke Wirkung. Grün zum Beispiel signalisiert Frühling und Wachstum. Die Farbe eignet sich daher hervorragend für eine Arbeitsumgebung. Es muss nicht gleich eine grüne Wand sein, auch Pflanzen können diese Funktion erfüllen. Ansonsten kommt es sehr auf die Person an, die an einem Arbeitsplatz tätig ist. Wer Schwierigkeiten mit den Themen Struktur und Ordnung hat, für den bieten sich die Farben Grau und Weiß an. Wer eine Umgebung schaffen möchte, die es erleichtert, ganz in einer Tätigkeit aufzugehen, setzt Blau ein.

Woran merke ich, dass mein Arbeitsort nun gut und passend ist?

Maria Husch: Sicherlich spüren die meisten, die ihre Arbeitsplatzsituation verbessert haben, den Unterschied direkt selbst und wissen, dass sie auf dem richti-gen Weg sind. Eine gute Idee ist es außerdem, jemand anderen zu bitten, sich an meinen Arbeitsplatz zu setzen. Dann komme ich in den Raum und beantworte mir die Frage: Sitzt dort eine erfolgreiche Person? Der Blick von außen hilft oft, Dinge zu erkennen, die sich noch verbessern lassen.

Vielen Dank für das informative Gespräch, Frau Husch.

Die Wienerin Maria Husch bietet Einrichtungsberatung online und offline. Empfehlenswert: ihr Blog mit Optimierungstipps für die gesamte Wohnung.